Jeder ist ein Gewinner

Beim Internationalen Sportfest der Lebenshilfe laufen nicht nur Sportler, sondern auch die Helfer zu großer Form auf.

 
Foto: Doris Spiekermann-Klaas
Einer für alle. Mario Gressmann vom Lebenshilfe-Sportverein organisiert bei den Norderberliner Werkstätten in Pankow Sport für...Foto: Doris Spiekermann-Klaas
 Noch herrscht Ruhe vor dem Sturm im Büro von Mario Greßmann und Wolfgang Titz im Süden von Neukölln. Titz ist Sportwart und im Vorstand des SCL Sportclub Lebenshilfe, der das Internationale Sportfest für Menschen mit und ohne Behinderung ausrichtet. Vor ihm liegt ein Stapel Anmeldungen. „Ist noch viel Arbeit, aber kurioserweise läuft es dann am Tag selbst immer alles bestens“, sagt Greßmann, der die Geschäftsstelle des Sportclubs leitet. Fast ein Jahr dauern die Vorbereitungen.

Jetzt sind es nur noch zwei Wochen bis zum großen Tag am 10. September.

Mehr als 800 Athleten erwartet der Verein im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg. Viele von ihnen kommen von Berliner Trägern – etwa der Spastikerhilfe oder dem Gehörlosenverband – oder aber aus anderen deutschen Städten. Viele haben eine deutlich weitere Reise hinter sich: Regelmäßig sind Sportgruppen aus Polen und Tschechien dabei.

 

„Bei uns ist jeder willkommen.“

Im letzten Jahr kamen sogar Gäste aus Italien und Russland. „Und wir hoffen, dass wir diesmal auch Holländer begrüßen können“, sagt Titz. Es geht nicht nur international zu, auch alle Altersklassen sind vertreten. „Die Jüngsten sind drei, der älteste Teilnehmer war 97 Jahre alt“, sagt Greßmann. „Bei uns ist jeder willkommen.“

Das Internationale Sportfest findet zum 36. Mal statt. Menschen mit und ohne Behinderung treffen sich hier. „Es geht nicht um Wettkampf, es ist ein Breitensportfest“, sagt Titz. „Auch wenn manche richtig tolle sportliche Leistungen bringen und dann auch entsprechend belohnt werden.“ Greßmann zeigt ein Video: Bei der Siegerehrung werden Pokale verteilt, die Athleten sehen mächtig stolz aus. Egal, ob man seine Kugel nur 40 Zentimeter oder drei Meter weit stößt, ob man mühelos über Hürden springt oder doch manchmal drum herum läuft – beim Internationalen Sportfest bekommt jeder eine persönliche Urkunde und eine Medaille. „Das ist den Menschen sehr wichtig“, sagt Greßmann. „Viele fragen schon danach, bevor es losgeht.“

Aber dieser Tag ist nur mit Hilfe von rund 150 Ehrenamtlichen zu bewältigen. Gar nicht einfach, so viele Leute zu finden. „Ohne die Ehrenamtlichen könnten wir das gar nicht machen“, sagt Greßmann. Unterstützung erhalten sie von Telekom-Mitarbeitern. Die helfen seit Jahren bei der Anmeldung im Rahmen ihres Social Day. Auch Mitarbeiter der Deutschen Bank und Schüler vom Campus Ausbildung unterstützen die Athleten.

 

Sport als wichtiges Mittel zur Inklusion

 Helfende Hände werden überall gebraucht: Bei der Anmeldung, als Parkplatzwächter, auch später als Zeitstopper, an der Torwand, beim Weitsprung, beim Aufblasen der Luftballons und bei der Urkundenausgabe. „Auch die Helfer kommen aus den verschiedensten Schichten“, sagt Greßmann. Eine Familie reist seit Jahren aus Eisenhüttenstadt an, um zur Hand zu gehen: Vater, Mutter, Oma, Enkel.

Der Sohn nimmt als Athlet teil und brachte so über die Jahre immer mehr Familienmitglieder zum Sportfest. Nicht alle Helfer haben schon Erfahrung mit Menschen mit Behinderung. „Am Anfang sind manche zögerlich“, sagt Wolfgang Titz. „Aber am Ende sieht das anders aus. Es werden auf jeden Fall Berührungsängste abgebaut.“

Dass Sport ein wichtiges Mittel zur Inklusion ist, zeigt auch die Arbeit des Sportclubs in den Bezirken. „Im Sport ist es egal, ob du eine Behinderung hast. Ein Ball ist ein Ball und Spaß macht es sowieso“, sagt Greßmann. Überall wo der Sportclub eine Halle bekommt, bietet er Kurse an. Außerdem gibt es Reit- und Schwimmstunden. Die Fußballer sind im letzten Jahr sogar Berliner Landesmeister geworden. „Mittlerweile fragen uns immer mehr Menschen ohne Behinderung, ob sie bei unseren Angeboten mitmachen können“, so Greßmann. „Wir verstecken uns nicht.“

Wer noch beim Sportfest mitmachen möchte, ob als Athlet oder Freiwilliger, kann sich noch bis zum 10. September beim Sportclub melden. Greßmanns Ziel: „Dass die Menschen strahlend aus dem Stadion gehen und sagen: Bis zum nächsten Jahr.“